Unsitte macht Mode: Süwag schickte Drückerkolonne

Landgericht Wiesbaden erlässt einstweilige Verfügung
Landgericht Wiesbaden erlässt einstweilige Verfügung

Und da heißt es, „eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“..

Das Wiesbadener Landgericht hat jetzt dem Frankfurter Stromanbieter Süwag Energie AG die Fortsetzung seiner wettbewerbswidrigen Werbepraktiken untersagt. Das teilte der Wiesbadener Konkurrent, die  ESWE Versorgungs AG heute mit.


In jüngster Zeit häuften sich Fälle, in denen sich Vertriebspartner der Süwag an der Haustüre gegenüber ESWE-Kunden als Mitarbeiter der ESWE Versorgungs AG bzw. der „Wiesbadener Stadtwerke“ ausgeben. Nachdem sich die Werber auf diese Weise Zugang zu den Wohnungen der ESWE-Kunden erschlichen hatten, jubelten sie unter dem Vorwand, die Stromrechnung der ESWE zu überprüfen, den arglosen Kunden einen Strom- oder Gaslieferungsvertrag unter. Im Nachhinein mussten die Kunden dann feststellen, dass sie gerade ungewollt bei der Süwag einen Vertrag unterschrieben hatten.

250.000 € Ordnungsgeld drohen

Dem Landgericht Wiesbaden haben zwei ESWE-Kunden diese Vorgehensweise versichert. Diese Art der Kundenakquise ist unlauter und verstößt gegen das Wettbewerbsrecht, befand das Gericht.

Im Wiederholungsfall droht der Süwag ein Ordnungsgeld bis 250.000 Euro und den Geschäftsführern Ordnungshaft bis zu sechs Monaten. Gegen zwei weitere Konkurrenzunternehmen bereitet die ESWE ebenfalls gerichtliche Schritte vor. Um welche Stromanbieter es sich handelt, will man noch nicht sagen.

ESWE-Kunden steht bei Zweifeln an der Legitimation angeblicher ESWE-Mitarbeiters jederzeit eine kostenfreie ESWE Telefonnummer (0800 780 2200) zur Verfügung. Unter dieser Rufnummer werden auch Hinweise auf derartige unlautere Vertriebspraktiken entgegengenommen.

Einzelfall?

Die Stadtwerke Hanau haben in diesem Monat ebenfalls vor dem Landgericht Frankfurt/Main eine einstweilige Verfügung gegen die Süwag erwirkt. Demnach ist es der Süwag untersagt, zu behaupten, die Stadtwerke
Hanau (SWH) würden keinen Strom mehr liefern, die SWH gebe es bald nicht mehr und sie würden alsbald von der Süwag übernommen. Laut SWH hatten Beauftragte der Süwag in Hanau an Haustüren geklingelt, um mit entsprechenden Argumenten Hanauer Bürgern neue Stromlieferverträge zu vermitteln. Die Süwag beteuerte, man habe nun die Konsequenzen gezogen, verzichte bis auf weiteres auf diese Art der Kundendirektakquise in Hanau und verweist darauf, es sei eine Einzelperson eines beauftragten Dienstleisters gewesen.

Gesellschafter RWE

Größter Anteilseigner an der Süwag ist übrigens mit 77,58% die RWE Energy Beteiligungsgesellschaft. Wenn man sich die Vertriebspraktiken bei eprimo anschaut, scheint die Unsitte, mit Drückerkolonnen zu arbeiten, im RWE Konzern Mode zu machen.