Neues Kundensegment für Energieversorger: Hanfplantagen

Polizei- und Zollfahnder haben am 20. Januar 2010 in einem Wochenendhaus nahe Ahausen rund 7 Kilogramm Cannabis und über 500 fast erntereife Marihuanapflanzen entdeckt. Ein 24-jähriger Ahauser hatte in seinem Wohnhaus und einem Schuppen eine professionelle Indoor-Zuchtanlage mit spezieller Beleuchtung und Belüftung angelegt. Den Strom zapfte er aus einer Erdleitung der EWE AG.

Indoor-Zuchtanlage mit spezieller Beleuchtung – Bild: Zollfahndungsamt Hamburg

Konsequente Drogenkarriere

Der Tatverdächtige, ein 24-jähriger Ex-Bremer, der bei der Polizei bereits seit seiner Jugend wegen Betäubungsmittelhandels bekannt ist, war im Mai letzten Jahres in das Wochenendhaus als Mieter eingezogen. Im Raum Schleswig-Holstein und Hamburg war er bereits früher wegen Drogenhandels von mindestens 12 Kilogramm Amphetamin in den Fokus der Ermittlungsgruppe geraten.

Plantage im Wohnzimmer

Ausgerüstet mit einem Durchsuchungsbeschluss stießen die Drogenfander im Wohnzimmer des in einem Wald abseits gelegenen Haus, sowie einem benachbarten Schuppen auf insgesamt 519 Hanfpflanzen, die in den nächsten Tagen hätten geerntet werden können. Weitere rund 7 Kilogramm Cannabis lagen bereits getrocknet in einem Schrank. Bis zu 4.000 Euro pro Kilogramm erlöste der 24-Jährige für die Drogen, mindestens 7 Euro werden pro Gramm auf dem Schwarzmarkt gezahlt. Mit dem Cannabis, das sich aus den Pflanzen ergibt, und dem getrockneten Cannabis, eine Menge von insgesamt etwa 17 Kilogramm, hätte ein Schwarzmarktpreis von über 100.000 Euro erlöst werden können, schätzen die Ermittler.

Marihuana-Pflanzen – Bild: Zollfahndungsamt Hamburg

30.000 Euro Investition

Zur professionellen Aufzucht der Pflanzen hatte der Ahauser für rund 30.000 Euro die aus den Niederlanden stammende Aufzuchttechnik beschafft. Dabei setzte der Beschuldigte in dem 20 Quadratmeter großen Schuppen und dem rund sechs Quadratmeter großen Zimmer im Haus 25 Beleuchtungseinrichtungen mit 600-Watt-Spezialbirnen, mehrere Entlüfter mit hoher Leistung und Ventilatoren ein. Die Entlüftung aus den Räumen, in denen durch die Lampen eine enorme Abwärme entsteht, wurde über Filteranlagen und große Schläuche vorgenommen, die versteckt in der Erde installiert wurden, um nicht entdeckt zu werden.

Guter Stromkunde…

Die künstliche Sonne und die leistungsstarke Entlüftungsanlage der Indoor-Plantage war ein Energiefresser par excellence. Mitarbeiter des Versorgers EWE AG stellten am Mittwoch bei laufender Anlage vor Ort einen Stromverbrauch von rund 250 Kilowattstunden (kWh) in 24 Stunden fest, mithin tägliche Kosten von über 80 Euro. Mit einem hochgerechneten Jahresstromverbrauch von über 90.000 kWh kommen anderenorts über 20 Familien aus.

..wenn er gezahlt hätte

Die elektrische Anlage wurde teils versteckt installiert. Dabei begab sich der Ahauser mit seinen Installationen in Lebensgefahr. Nach dem Motto „wenn schon illegal, dann aber richtig“ zapfte der Hanfbauer den erforderlichen Strom kurzerhand aus einem Erdkabel unter dem vor dem Haus installierten Verteilerkasten ab.

Quelle:

Zollfahndungsamt Hamburg
Sieker Landstraße 13
22143 Hamburg