LED-Technik in der Straßenbeleuchtung soll Millionen sparen

Bonn (Strom-Prinz.de) – Alleine in Deutschland sind rund neun Millionen Straßenleuchten im Einsatz, die jährlich einen Stromverbrauch von rund vier Terawattstunden Strom haben. Zum Vergleich: die gesamte im Jahr 2008 mit Photovoltaik in Deutschland erzeugte Strommenge reichte gerade einmal aus, um unsere Straßen zu beleuchten.

Giftige Energiefresser

Tatsächlich ist die Straßenbeleuchtung in den rund 14.000 deutschen Kommunen zum Großteil veraltet. Viele der Leuchten stammen noch aus den 60er Jahren, sind also bald ein halbes Jahrhundert alt. Jede dritte Straßenlaterne ist älter als 20 Jahre. Insbesondere die bis Anfang der 80er Jahre errichteten Quecksilberdampflampen sind wahre Energiefresser. Ihnen droht nicht nur aus Kostengründen das Aus. Die EU hat die Verordnung zum Verbot der Quecksilberdampflampe zwar noch einmal bis auf das Jahr 2015 verschoben, doch wenn das Quecksilberdampflampen-Verbot kommt, muss fast jede zweite Lampe an Deutschlands Straßen ausgetauscht werden.

Wartungsintensive Leuchtmittel

Nicht nur der Stromverbrauch der Straßenlampen belastet den Haushalt der Kommunen, insbesondere die Wartung der Lampenleuchten ist kostenintensiv. Die bisher in der Straßenbeleuchtung eingesetzten Lampen müssen bereits nach etwa vier Jahren ausgetauscht werden. Hinzu kommt die Umweltbedrohung, die von dem hochgiftigen Quecksilber vieler Straßenlaternen ausgeht. In der Konsequenz sucht die Industrie intensiv nach effizienten Lichtquellen, um die Aspekte „Umweltverträglichkeit“, „Stromverbrauch“ und „Wartungsfreundlichkeit“ unter einen Hut bringen.

Stromverbrauch & Lebensdauer

Da es für einen ordentlich ausgeleuchteten Straßenraum in Deutschland selbstverständlich eine Norm gibt (DIN EN 13201), stellt sich unter Umweltaspekten die Frage, wie man die vorgegebene Leuchtdichte mit möglichst wenig Strom erreicht. Die Maßeinheit dafür ist Lumen/Watt. Spitzenreiter im Bereich der Straßenbeleuchtung ist derzeit noch die Natriumdampf-Hochdrucklampe. Sie erreicht mit 150 Lumen/Watt die höchste Lichtausbeute. Zum Vergleich: eine Leuchtstofflampe erreicht maximal 110 Lumen/Watt, eine Glühbirne nur 8-18 Lumen/Watt. Allerdings geben Natriumdampflampen das typische monochrome, gelbe Licht ab, wodurch in der Nacht Farben schlechter gesehen werden können.

Effizienz verschiedener Lichtquellen - Grafik: Stadtwerke Düsseldorf
Effizienz verschiedener Lichtquellen – Grafik: Stadtwerke Düsseldorf

LEDs im Kommen

Ein Leuchtmittel, das in den letzten Jahren rasante Fortschritte gemacht hat, ist die LED. Die kleinen Leuchtdioden findet man inzwischen in den Rückleuchten vieler Autos, in Taschenlampen, Fahrradbeleuchtungen und neuerdings eben auch bei der Straßenbeleuchtung. In einer LED wird das Licht durch einen Kristall erzeugt, der bei Stromdurchfluss Licht unterschiedlicher Farbe abgibt. Hierbei wird, im Gegensatz zur Glühbirne, nur sehr wenig Wärme produziert. Dadurch wird eine sehr hohe Energieeffizienz erreicht. Die effizientesten weißen LEDs erreichen derzeit im optimalen Fall Werte bis zu 160 Lumen/Watt. In der Praxis sind inzwischen 140 Lumen/Watt realistisch. Damit sind LEDs der Natriumdampflampe bereits dicht auf den Fersen.
Ein weiterer großer Vorteil ist die extreme Lebensdauer. Die material- und arbeitsintensive und dadurch teure Wartung der Straßenbeleuchtung entfällt nahezu vollständig.

Der Preis, der Preis..

Kein Wunder, dass sich Entwicklung und Forschung im Bereich der Straßenbeleuchtung gegenwärtig auf die LED-Technik konzentriert. Das derzeit wichtigste Argument gegen den Einsatz einer LED-Beleuchtung ist in der Tat der Anschaffungspreis. Eine LED-Leuchte ist derzeit noch etwa drei Mal so teuer wie eine herkömmliche Laterne. Aber wenn mit steigenden Produktionszahlen und weiteren Forschungsfortschritten die Preise sinken, wird der Siegeszug der LED-Straßenbeleuchtung mittelfristig kaum aufzuhalten sein. Die ersten Feldtests mit LED-Straßenlaternen melden durchweg positive Zwischenergebnisse.

Heller mit Hella?

Lippstadt ist die Heimat des Lichtspezialisten „Hella“. Der Automobilzulieferer würde nur zu gerne seine Produktpalette erweitern. Gemeinsam mit der Stadt Lippstadt wurden jetzt die ersten Prototypen von LED-Straßenleuchten installiert. Sie bestehen aus vier LED-Modulen mit jeweils 10 Watt Leistung. Eine LED-Laterne benötigt im Betrieb also lediglich 40 Watt! Lippstadt verspricht sich durch Einsatz der neuen LED-Leuchte eine Absenkung des Energieverbrauchs von bis zu 70 Prozent im Vergleich zur bisher vorhandenen Technik. Außerdem liegt die Lebensdauer der neuen Leuchte mit erwarteten 12 Jahren weit über dem Durchschnitt normaler Straßenleuchten. Bis Anfang 2010 will die Stadt zunächst 450 ihrer „energiefressenden” alten Pilzleuchten durch die Hella-Leuchte ersetzen. Die westfälische 70.000-Einwohner-Stadt betreibt insgesamt 9.600 Straßenlampen, die jährlich für 600.000 Euro Strom verbrauchen.

360 Watt für einen ganzen Straßenzug

LED-Straßenbeleuchtung Fleher Deich - Bildquelle: swd
LED-Straßenbeleuchtung Fleher Deich – Bildquelle: swd

Einer der ersten Energieversorger, die sich mit der LED-Technik auseinandergesetzt haben, sind die Stadtwerke Düsseldorf. In einem gemeinsamen Projekt der Stadt Düsseldorf und derStadtwerke Düsseldorf haben die Partner in einem Pilotprojekt bereits Ende 2007 die deutschlandweit erste Installation von LED-Straßenbeleuchtung umgesetzt. Im Düsseldorfer Stadtteil Unterbilk wurde ein Straßenzug mit zehn Leuchten bestückt, die jeweils 25 LED enthalten. Insgesamt reichen 360 Watt aus, um das knapp 200 Meter lange Teilstück zu beleuchten. Das ist weniger als ein einzelner Deckenfluter in privaten Wohnzimmern verbraucht. Im Vergleich zur bisherigen Technik bedeutet das eine Einsparung von fast 50 Prozent.

Erwartete Lebensdauer: 20 Jahre

Im Süden von Augsburg liegt das Städtchen Kissing. Im November wurden die ersten 12 von insgesamt 48 LED-Straßenleuchten aufgestellt. Kissing ist bayernweit eine der ersten Gemeinden, die sich dazu entschieden hat, die Straßenbeleuchtung in einem Neubaugebiet vollständig mit der neuen LED-Technik auszurüsten. „LED-Leuchten brauchen gut zwei Drittel weniger Strom als herkömmliche Leuchten und sind auch bei den Wartungskosten erheblich günstiger“, erklärte Michael Romberg, bei den Lechwerken für das Pilotprojekt zuständig. „Wir rechnen mit einer Lebensdauer von etwa 20 Jahren.“ Ein weiterer Vorteil der LED-Leuchten ist, dass ihre Lichtabstrahlung gut gesteuert werden kann. Die eingesetzten Leuchten strahlen ihr Licht nur nach unten auf die Straße ab. Ein wesentlicher Beitrag gegen die sogenannte „Lichtverschmutzung“.

Keine Warmlaufphase

In Hattingen-Welper (Ennepe-Ruhr-Kreis) testet der regionale Versorger AVU das Potenzial einer LED-Straßenbeleuchtung. Sechs DIN-Vorschriften-konforme Laternen kommen hier zum Einsatz. „Straßenbeleuchtung mittels der LED-Technik wird sich in den nächsten Jahren mehr und mehr durchsetzen”, erklärt Dr. Claus Bongers von der AVU. So brauchen die LED-Laternen bei gleicher Lichtstärke nur eine Leistung von rund 30 Watt statt 90 W bei den bisher üblichen Laternen. Außerdem entfällt die bisher übliche Warmlaufphase von bis zu zehn Minuten.“

Eine Tonne CO2-Ersparnis je Lampe

LED-Leuchtenanbieter rechnen vor, dass bei einer konservativ angesetzten Laufzeit von 12 Jahren, jede einzelne LED-Straßenleuchte gegenüber einer Quecksilberdampflampe rund 1.700 kWh spart. Die CO2-Einsparung liegt also bei rund einer Tonne je umgerüsteter oder neu aufgestellte Lampe! Das jährliche CO2-Einsparpotenzial der neun Millionen deutschen Straßenlaternen liegt bei insgesamt rund 750.000Tonnen.

Inzwischen bieten erste Hersteller bereits Umrüstsätze für bestehende Straßenlaternen von herkömmlichen, wenig effizienten Leuchtmitteln, auf die moderne LED-Technik an. Der Umrüstsatz besteht aus der LED-Baugruppe, der Ansteuerelektronik und einem Adapter, mit dem die Einheit anstelle des alten Leuchtmittels in den Lampenkopf installiert wird. Die Adapter sind bereits für diverse Lampenköpfe verfügbar.

Unternehmerische Sicht trifft auf öffentliche Haushalte

Trotz der offensichtlichen Vorteile der LED-Straßenbeleuchtung erwarten die Experten keine großen Austauschaktionen. Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Straßenbeleuchtung wird meist nur für ein Neubaugebiet oder einen einzelnen Straßenzug getroffen. Ein weiterer Faktor: Die Stromersparnis pro Lampe scheint absolut gesehen nicht beeindruckend. Denn der Stromverbrauch einer Quecksilberdampflampe ist auf den ersten Blick mit ca. 60 Watt nicht dramatisch hoch. Wird diese Lampe gegen eine LED-Leuchteneinheit ausgetauscht, reduziert sich der Stromverbrauch zwar um fast 60%, die absolute Ersparnis liegt je Lampe trotzdem bei weniger als 20 € jährlich. Unter Investitionsgesichtspunkten immer noch eine lohnende Angelegenheit, da zusätzlich zur Stromersparnis auch noch die aufwändige Wartung nahezu vollständig entfällt. Aber die langfristige, unternehmerische Sichtweise verträgt sich leider nur schlecht mit dem kurzfristigen Budgetdenken der chronisch klammen kommunalen Haushalte.